Die neue Zugmechanik

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Die neue Zugmechanik, Aus Heft 1, Der Zauberspiegel, vom 1. Oktober 1896.
Original von F. W. Conradi

Beabsichtigt der Künstler, einen Handschuh, ein Tuch, eine Zigarre, wie überhaupt kleinere Gegenstände in freier Hand verschwinden zu lassen, so kann er sich selbstverständlich des in Heft 4 des I. Jahrganges beschriebenen Fadenzuges bedienen und kann hiermit recht gut bestehen, da diese Präparation gut und sicher wirkend ist.

Wie alles in der Welt, hat aber auch der Fadenzug seine Schattenseiten und eine derselben ist die, dass der Künstler, wenn der Gegenstand verschwinden soll, den Faden mit einer Hand anziehen muss. Um diese Übelstände abzuhelfen, erfand Schreiber dieses nachfolgend beschriebene, kleine Mechanik.

Abbildung aus "Die neue Zugmechanik" von F. W. Conradi

Abbildung 1 (Figur 1) veranschaulicht eine circa 4 1/2 cm lange und 2 1/2 cm breite Messingplatte, auf der sich ein Messingklötzchen (1) befindet. In dieses ist eine trichterförmige Vertiefung eingelassen, in welche ein kleiner Verschlusskeil (2) genau hineinpasst. In diesen Verschlusskeil ist von der einen Seite eine zugkräftige Gummischnur (3), von der anderen Seite hingegen ein dünner, aber kräftiger, schwarzer Faden (4) eingeführt.

Abbildung 2 und 3 aus "Die neue Zugmechanik" von F. W. Conradi
Abbildung 2 und 3 aus „Die neue Zugmechanik“ von F. W. Conradi

Abbildung 2 (Figur 2) zeigt den Keil, wenn derselbe aus dem Klötzchen entfernt ist, wohingegen Abbildung 3 (Figur 3) veranschalicht, wie die Gummischnur und der Faden in den Keil eingelassen werden. Letzteres geschieht dadurch, dass man die Teile a und b des Keiles auseinanderschraubt, den eingezogenen Faden mit der von der anderen Seite eingeführten Gummischnur verknotet und dann den Keil wieder verschraubt, wodurch der Knoten sich in den trichterförmigen Teil des Keiles (Figur 3a) festsetzt.

So vorbereitet, legt der Künstler den Keil (2), wie Figur 1 zeigt, in das Klötzchen und führt die Gummischnur (3) durch den linken Rockärmel zum Ringe des Lederriemens, durch welchen er sie hindurchleitet und sodann durch den linken Rockärmel zurück, über den Rücken der Weste hinweg, zu einem der an der rechten Seite befindlichen Knöpfe des Beinkleides führt, woselbst er sie befestigt. Hierbei spannt er die Gummischnur so weit wie möglich aus. Den Faden (4) leitet der Künstler durch den rechten Rockärmel und schlägt in das Ende desselben eine kleine Schlinge, durch welche er den übrigen Faden ein Stückchen zieht, wodurch die bekannte, bewegliche Fadenschlinge entsteht. diese befestigt er am Manschettenknopfe oder er legt sie um Mittel- und Ringfinger der rechten Hand, um so bei passender Gelegentheit denjenigen Gegenstand, welcher verschwinden soll, mit Leichtigkeit in derselben befestigen zu können. Die Länge des Fadens (4) ist im übrigen so bemessen, dass der Künstler bequem mit der rechten Hand experimentieren kann; ein vollständiges Ausstrecken des Armes muss jedoch den Faden derart anspannen, dass der Keil (2) aus der Vertiefung des Klötzchens gehoben wird, worauf die Schnellkraft des Gummis ihre Wirkung dahin ausübt, dass der in der Fadenschlinge befestigte Gegenstand mit Blitzesschnelle in den rechten Rockärmel gezogen wird.